Identität und Persönlichkeit FfG

Unterstützung für Gespräche

Diese Methodik richtet sich an Fachleute im Sozialberich im Sicherheits- und Schulwesen. Sie soll bei der Gesprächsführung mit Betroffenen dazu dienen, deren Stärken und Ressourcen, aber auch den Bedarf an Unterstützung und Begleitung zur Stabilisierung ihrer Identität aufzuzeigen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Ein derartiges Gespräch kann nach verschiedenen Beobachtungen sinnvoll sein. Möglicherweise zeigt die betroffene Person mangelndes Selbstwertgefühl oder gewaltbereites Verhalten. Es können aber auch Extremismustendenzen oder sonstige Krisensituationen wie der Verlust der Arbeitsstelle oder ein tragisches Ereignis ausschlaggebend sein.

Wichtig ist im Gespräch mit Betroffenen, die einzelnen Aspekte innerhalb der fünf Säulen nach dem Modell von Hilarion Petzold in Richtung der Beispielfragen auszuleuchten, um ein aussagekräftiges Resultat zu erhalten.

Die Bewertung jedes einzelnen Aspekts sowie jeder einzelnen Säule kann gemeinsam durch die Gesprächspartner oder durch die gesprächsführende Fachperson allein erfolgen. Die Bewertungen stützen sich auf persönliche Empfindungen und Einschätzungen; sie lassen sich nicht errechnen. Das Zusammentragen der Bewertungen ergibt anschliessend ein Gesamtbild zur Identität der betroffenen Person. Allfällige Defizite lassen sich in der Übersicht (Auswertung)  gut erkennen. Das schafft ein Bewusstsein dafür, in welchen Lebensbereichen Handlungsbedarf besteht oder Unterstützung notwendig ist.

Identität und Persönlichkeit

Was braucht es, um ein ausgeglichenes, zufriedenes Leben zu führen?

Im Lauf der Kindheit und Jugend entwickeln sich Identität und Persönlichkeit jedes Menschen: Wer bin ich, auf wen beziehe ich mich, worüber definiere ich mich, wohin gehöre ich, was macht mich aus? Die Identitätsentwicklung ist allerdings ein lebenslanger Prozess, der Ressourcen wie positive Lebenserfahrungen, Vorbilder, Bezugspersonen und vieles mehr umfasst.

Der Psychologe Hilarion Petzold beschreibt die Identität in fünf Säulen: Leiblichkeit, soziale Beziehungen, Arbeit und Leistung, materielle Sicherheit sowie Werte und Ideale. Sind diese Säulen stabil, verfügt der Mensch in der Regel über die notwendigen Ressourcen, um die stetigen Herausforderungen im Leben zu meistern.

Das Modell «Fünf Säulen der Identität» eignet sich dazu, die Stabilität der einzelnen Säulen zu erfragen und abzubilden. Sind einzelne Säulen zu wenig gefestigt, fehlen die notwendigen Ressourcen, und auch eine starke Persönlichkeit eines Menschen kann ins Wanken geraten. Manche haben in solchen Situationen die Tendenz, eine Ersatzidentität zu suchen und sich darüber neu zu definieren.

Im negativen Fall können auch Suchtverhalten, Radikalisierung, Extremismus oder kriminelle Handlungen die Folge sein. Insbesondere Mitglieder extremistischer Gruppierungen wie beispielsweise des sogenannten Islamischen Staats oder Rechts- und Linksextremisten setzen an diesem Punkt an. Sie manipulieren «suchende» Menschen, indem sie ihre Ideologien, Werte und sozialen Beziehungen anbieten. Damit verleihen sie den Betroffenen in ihren defizitären Säulen scheinbare Stabilität und schenken ihnen eine «neue» Identität.